here
pale blue winter sky
sharp morning shadows
a cat by the fire
a dreaming dog
and me
here
now
hier sitz' ich nun
und draussen geht die Sonne unter
die Baeume sind schon wieder nackt
und ihre Kleidung laengst am Boden
da liegt sie ganz trocken und muerb'
das Land in dem ich lebe
hat seine Seele verkauft
die von "Dort Drueben" sehen es nicht
sie wollen es nicht verstehen
die Eier sollen weniger kosten
und das Benzin
und mehr Geld woll'n sie in der Tasche haben
nur fuer sich
wie heisst's so schoen auf Englisch?
"For Me, Myself and I!"
kaum einer will es hoeren
und sagen soll es auch keiner
warum also sage ich es?
weil in meinem Herzen
in meiner Seele
und in meinem Geist
da brennt ein Feuer
und dieses Feuer
das laesst sich nicht loeschen
nicht mit Ignoranz
nicht mit Taubheit oder Blind sein
nur einen Feind hat meine Leidenschaft
es ist der Tod sonst nichts
doch soweit bin ich gewiss noch nicht
und weiterbrennen werde ich
noch eine kleine Weile
wird meine Zukunft fur mich dasein...
zick-zack tage
ja so geht's vor
in meinem hirn
mal auf mal ab
mal rauf mal runter
weiss manchmal nicht mehr
wo der kopf mir steht
es kommt mir wie ein wunder vor
das ich es trotzdem schaff'
und das es ueberhaupt geht
von jedem tag zum folgenden
frueh morgens ja da bin ich dann
meist manisch wie der wind
am nachmitag dagegen
heul ich oft wie ein kind
das nenne ich die "zick-zack" tage
weil's eben am besten passt
zu diesem meinem zustand
den ich immer mit mir trage
auch durch die dunkelheit
oder bei hellem licht
egal ob ich nun will oder nicht
kein wunder das mir schwindlig ist
Vom Deutschsein zum Menschsein
im "zarten alter" von sieben jahren,
im unterricht, da schaun wir uns "die bruecke" an.
kindlich pflichterfuellt, und ohne zu verstehen.
man koennte dies 'nen augen-oeffner nennen.
und das aufwachsen nach einem schlimmen krieg,
so wie dem useren, war kein kinderspiel.
ueberall um mich herum, in der stadt,
sah man noch reichlich ruinen,
auch gegenueber bei uns.
verlockend hinter den verbots-schildern.
orte wo man mit angehaltenem atem,
gewisse mutproben erfuellen musste.
ja, das dazu-gehoeren war wichtig.
so wie es eben immer ist.
im kindlichen gemuet, da erwachten schuldgefuehle,
angespornt von denen,
die gruende hatten, fuer diese gefuehle.
wenn fremde auf das deutschsein anderer
mit 'nem grinsenden :"heil hitler!" reagieren,
und mit laecherlich angehobenem arm,
da moecht' ich schreiend jedesmal verkuenden:
"wir kinder waren aber nicht dabei!"
dennoch trugen wir die "schuld der anderen"
mit uns in die zukunft... und jetzt?
jetzt stecken wir in genau denselben alten schuhen
die wir uns nie anziehen wollten.
ich bin kein kind mehr, schon seit langem.
doch das schuldgefuehl ist immer dabei.
das mit dem loswerden hat nicht geklappt.
und wenn ich sehe, was die opfer von damals
ihren nachbaren von heute so antun, jeden tag,
ohne mit der wimper zu zucken,
da sehe ich das es nicht das "deutschsein" ist,
was mir solche angst bereiten kann,
sondern ganz einfach das menschsein selbst.
mein schreiben - hart ist es
und das kommt, zum teil,
von der kleinen,
aber doch so maechtigen angst,
tief unten, ganz drinnen,
ihr wisst schon wo ich meine.
dort ist man in der schusslinie.
mit jedem wort, mit jeder zugabe,
von gefuehlen, und gedanken,
die man nicht oft laut sagen kann,
oder will, oder sonst was.
weil man es doch nicht
zuruecknehmen kann,
das geschriebene.
und die offenbarung
meiner inneren welt,
die gehoert eben dazu,
auch wenn es sich jedesmal anfuehlt,
wie am ende des zehn-meter-bretts.
Corinne Wesley, September 11, 2024
WIEDER ANFANGEN
das alte dach
die krummen waende
und aus dem fenster
der grosse maulbeerbaum
wieder schreiben sollt' ich
doch ich kann es kaum
bin erfuellt von worten
tag und nacht
bin von ihnen ueberwaeltigt
fast zum schweigen gebracht
doch - angespornt vom alten freund
sitz ich auf einmal hier
und schreibe mein allererstes
nagel-neues gedicht